Samstag, 28. Juni 2014

Kapitel 7 - All Parts/Complete

„Hier wohnt dein Freund?“, fragte Leksi. Die beiden hatten vor einem weißem Gebäude Halt gemacht. Einige Stufen führten hinauf zu einer Veranda, auf der alte Gartenmöbel standen.
„Nur zu dieser Jahreszeit.“, sagte Elijah. Er ging die Stufen hinauf. Bevor er überhaupt an die Tür klopfen konnte, schwang diese auf.
„Elijah! Ich freu mich dich zu sehen. Komm her.“, sagte ein Mann und umarmte Elijah überschwänglich. Der Mann sah sehr asiatisch aus mit blauen Haaren und Augen in der Form von der einer Katze.
„Wen hast du mit gebracht? Ich habe nicht erwartet, dass du noch Gäste mitbringst.“, sagte er.
„Aleksa das ist mein Freund Magnus Bane. Magnus, das ist Aleksa Monteverde.“
„Ah, das Parabatai Mädchen. Mein aufrichtiges Beileid für deinen Verlust.“, sagte Magnus. Leksi war sprachlos. Magnus, der anscheinend ein Hexenmeister war, war mit Sicherheit der bestaussehendste Schattenweltler, den sie je gesehen hatte. Seine Haut war so glatt, er schien in guter Form zu sein. Blauer Glitter um seine Augen reflektierte das Licht der untergehenden Sonne. Er trug einen Morgenmantel, der in verschiedenen Grüntönen schillerte.
„Habe ich etwas falsches gesagt?“, fragte er Leksi.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Tschuldigung, ich… ich habe…“, fing sie ihren Satz an, wurde aber von Magnus unterbrochen, der in schallendes Gelächter verfiel.
„Ist schon okay, ich bekomme nicht selten solche Reaktionen. Kommt rein.“, sagte und winkte die zwei in sein Haus. Das Wohnzimmer war das reinste Chaos. Teppich lag über Teppich, einige Möbelstücke waren seltsam deplatziert und obendrein stapelten sich überall Bücher.
„Was ist passiert?“, fragte Elijah, als er den Raum betrat.
„Ich dekoriere etwas um.“, lächelte Magnus.
„Etwas ja. Das sehe ich.“
„Ihr müsst ganz schön müde sein. Hattet ihr Spaß im Club?“
„Hatten wir. Und dankeschön.“
Magnus kletterte über einige Bücherstapel und ging auf einen Korridor zu. Er zeigte ihnen ihre Gästezimmer und verkroch sich zurück in das Wohnzimmer um die Bücher zu sortieren.
„Schlaf gut.“, sagte Elijah.
„Ich will jetzt nicht schlafen gehen.“, meinte Leksi. „Ich habe so viele Fragen.“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel, woher kennst du Magnus? Und ist es legal in dem Haus eines Hexenmeisters zu schlafen?“
„Diese Fragen beantworte ich dir, denn du aufgewacht bist.“
„Ich kann jetzt nicht schlafen. Ich bin hellwach. Oh, sag ihm wegen den Vampiren bescheid.“
„Er weiß es schon.“, sagte Elijah.
„Wie?“, fragte Leksi.
„Er weiß es einfach.“, sagte er und betrat sein Zimmer. Leksi blieb im Flur. Sie betrachtete die Bilder an der Wand, die eine Familie zeigten. Auf einem Foto standen sie vor einem Baum, voll mit roten Äpfeln. Auf einem anderen saßen sie in einem Boot, das auf dem Fluss trieb. Leksi fragte sich, wer diese Leute wohl waren. Sie sah Magnus auf keinem der Fotos.
Sie nahm also an, dass es Freunde von Magnus sein mussten, oder Leute, die vorher in diesem Haus gewohnt hatten. Ein kalter Schauer lief ihr bei dem Gedanken daran, dass alle tot waren den Rücken hinunter. Wie so ein unheimliches Haus, in dem ein Mord stattgefunden hatte. Leksi hatte gehört, dass solche Gebäude meist sehr billig waren, da niemand darin leben wollte. Leksi’s Blick wanderte zu einem weiteren Bild. Es zeigte einen älteren Mann und einen Jungen. Einen Vater mit seinem Sohn. Irgendetwas war anders an diesem Bild. Der Rahmen war nicht aus Holz. Er sah neu aus. Auf der Wand waren deutlich graue Schatten zu sehen, die darauf hindeuteten, dass hier vorher ein anderes, größeres Bild gehangen haben musste. Doch jemand hatte es mit diesem Foto hier ersetzt. Leksi trat näher an das Bild heran. Der Junge hatte blasse Haut und hellblaue Augen. Es war Elijah. Leksi hielt den Atem an. Er sah so glücklich aus, so unschuldig. Sie nahm an, er müsste so ungefähr 10 Jahre alt sein. Der Mann, Elijah’s Vater, strahlte über das ganze Gesicht. Seine Augen hatten die gleiche Farbe wie Elijah’s. Sommersprossen bedeckten sein freundliches Gesicht und seine Haare waren dunkelblond.
„Kommst du?“, hallte Elijah’s Stimme durch den Flur. „Ich dachte du wolltest einige Anworten?!“, sagte er und steckte seinen Kopf aus der Tür.
„Richtig.“ Leksi ging in Elijah’s Gästezimmer. Es war etwas kleiner, als das, in dem sie schlafen sollte, aber es hatte alles, was man benötigte. Elijah hatte bereits seine Jacke ausgezogen und trug nun komfortablere Kleidung.
„Willst du dich erst umziehen?“, fragte er sie.
„Ich habe nichts mitgebracht.“, sagte sie.
Elijah ging zu dem Kleiderschrank und zog ein graues Stück Stoff heraus. „Du kannst den hier anziehen.“, sagte er.
„Danke.“, sagte Leksi und ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Elijah hatte ihr einen grauen Pullover gegeben. Da er etwas größer und um einiges breiter war, passte der Pullover nicht ganz. Leksi hängte das silberne Kleid über einen Stuhl und zog die Hausschuhe an, die vor ihrem Bett standen. Der Pullover roch nach Elijah. Der Stoff war sehr weich und sanft auf ihrer Haut. Sie fühlte sich etwas komisch, da sie keine Hose trug, aber da der Pullover erst knapp über ihren Knien endete, würde es wohl durchgehen. Elijah saß auf einer kleinen Couch und wartete auf sie. Als sie den Raum betrat, sah er hoch.
„Geht das so?“, fragte sie ihn.
„Natürlich.“, antwortete er. „Du meinest doch den Pullover, oder?!“
Leksi grinste und setzte sich auf die andere Seite der Couch.
„Also?“, fing sie an.
„Was willst du wissen?“, seufzte Elijah.
„Woher kennst du Magnus?“
„Ich kenne ihn durch meinen Vater. Sie waren gute Freunde.“
„Wie haben sie sich kennengelernt?“, wollte Leksi wissen.
„Ich weiß es nicht genau. Beide waren bei diesem Thema nicht unbedingt sehr gesprächig. Irgendwann habe ich aufgegeben zu fragen. Alles, was Magnus mir gesagt hat ist, dass sie sich gegenseitig immer wieder das Leben gerettet haben. Bis Magnus es versaut hat.“
„Was? Er hat es versaut? Es war seine Schuld?“, fragte Leksi aufgebracht.
„Nein. Es war niemandes Schuld. Magnus war dort. Er konnte nichts tun.“
„Woher weißt du das?“, fragte Leksi weiter ohne zu bemerken, wie schwer es Elijah fiel über dieses Thema zu sprechen.
„Weil ich ebenfalls dort war.“, sagte er fast flüsternd.
„Du warst dort?“, hauchte Leksi.
Elijah nickte. „Ich dachte es wäre meine Schuld. Magnus glaubte es wäre seine.“
„Aber das war es nicht.“, beendete Leksi seinen Satz.
„Alle sind geflohen. Also sind auch Magnus und ich geflohen. Es war zu spät, um ihn zu retten. Ich weiß das heute. Aber nachdem es passiert war…ich habe mich dafür gehasst weggerannt zu sein. Ich hätte bis zum Tod kämpfen müssen. Das ist es doch was Schattenjäger tun. Andere mit unserem Leben beschützen.“, sagte er.
Ein dunkler Unterton schwang in seiner Stimme mit.
„Irgendwie schon.“, sagte Leksi. Sie wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. Sie war geschockt. Sie hätte niemals gedacht, dass Elijah so offen mit ihr sprechen würde.
„Wirst du mir irgendwann die ganze Geschichte erzählen?“, fragte Leksi nach einer Weile.
„Vielleicht irgendwann.“, lächelte Elijah. Er schien erleichtert zu sein und Leksi atmete auf. „Hast du noch andere Fragen?“
„Magnus ist ein Hexenmeister, richtig?!“, fragte sie.
„Ja.“, antwortete Elijah. Er war nun fröhlicher.
„Das muss ziemlich hilfreich sein.“, vermutete Leksi.
„Inwiefern?“
„Insofern, dass du einen Hexenmeister als Freund hast.“
Elijah lachte. „Aber er hat eine Menge Schattenjäger Freunde. Irgendwie hassen Schattenjäger, der Rat eingeschlossen, Hexenmeister nicht so sehr wie andere Schattenweltler. Noch eine Sache die belegt, wie egoistisch der Rat ist.“
„Aber das ist ja nichts neues.“, grinste Leksi. „Hat er je für dich gezaubert“, fragte sie neugierig.
„Hin und wieder.“, antwortete er.
„Wirklich?“, Leksi’s Augen weiteten sich.
„Das ist wirklich nicht so eine große Sache.“, meinte Elijah.
„Für mich schon.“, verteidigte Leksi ihre Begeisterung.
„Er kann dir nicht mit dem Rat helfen, wenn es das ist, auf was du hinaus willst.“
„Musstest du mich daran erinnern?“, schnaubte Leksi. „Ich will gar nicht daran denken. Ich hasse den Rat. Sie sollen mich einfach ins Gefängnis stecken oder mich ausschließen, oder was auch immer sie vorhaben. Sie sollen es einfach hinter sich bringen.“
„Rede nicht so. Alles wird schon gut ausgehen.“, versuchte Elijah sie zu beruhigen.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte sie ihn. Elijah antwortete nicht. Er starrte sie einfach an. Es lag etwas in seinem Blick, dass Leksi ihm glaubte. Es war eine seltsame Mischung aus Wissen und Ruhe. Es war etwas, das Elijah ihr im Gegensatz zu Blake geben konnte. Sie musste lächeln.
„Ich bin ganz schön müde“, sagte sie.

Obwohl die Sonne durch das Fenster in Leksi’s Zimmer schien und den Raum mit einem goldenen Schimmer überzog, schlief sie sofort ein. Als sie endlich aufwachte, schmerzte ihr Kopf. Es fühlte sich an, als hätte sie mehrere Tage durchgeschlafen. Ihre Knochen waren taub und sie war immer noch sehr müde. Leksi schlüpfte aus dem Bett. Schlaftrunken schwankte sie in das Badezimmer. Sie spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und knotete ihr zerzaustes Haar zu einem Dutt zusammen. Sie lugte aus der Tür hinaus in den Korridor. Sie hörte einige Geräusche irgendwo aus der Wohnung kommen. Da sie nichts anderes zum Anziehen hatte, abgesehen von dem silbernen Kleid, entschied sie, dass es nicht allzu schlimm wäre, wenn Magnus sie in Elijah’s Pullover sehen würde.
Sie folgte den Geräuschen und fand sich kurz darauf in einer Küche wieder, mit Magnus darin, der am Tisch saß.
„Oh, hey.“, sagte er und lächelte. „Hast du es endlich geschafft aus dem Bett zu kommen? Ich weiß, die Matratzen sind einfach himmlisch. Gäste schlafen immer wunderbar darauf. Möchtest du etwas essen? Ich wusste nicht, was du magst, also habe ich einfach irgendetwas bestellt.“
Leksi nickte nur und setzte sich an den Tisch. Stapelweise Früchte und Brötchen bedeckten die Tischplatte. Sie nahm eine Tasse Kaffee, die direkt vor ihr stand.
„Der Kaffee ist wahrscheinlich schon kalt. Er wurde vor einer ganzen Weile geliefert.“
„Ist schon okay. Danke.“, sagte Leksi und spähte durch die Küchentür, um zu sehen, ob Elijah irgendwo war.
„Oh, Elijah ist nicht da. Er kommt sicher bald wieder.“, meinte Magnus.
„Wo ist der hingegangen?“, fragte Leksi und nahm einen Schluck Kaffee. Dieser schmeckte wirklich widerlich, da er eiskalt war.
„Ich weiß es nicht. Er geht doch ständig. Diese Angewohnheit müsstest du doch schon kennen?!“
„Sicher. Er haut immer einfach ab. Ist mir schon aufgefallen.“, antwortete sie und lächelte. Sie hätte sich denken können, dass Elijah wieder weg war. Aber irgendwie hatte Leksi gehofft, er würde sie diesmal nicht allein lassen. Erst in seinem Haus und jetzt hier mit einem Hexenmeister, der ein Fremder war - zumindest für sie.
„Mache ich dich nervös?“, fragte Magnus mit seiner harmonischen Stimme.
„Nein, es sind mehr die Klamotten. Ich habe die ganze Sache nicht wirklich zu ende gedacht und nichts anderes mitgenommen.“, sagte sie und griff nach einem Brötchen.
„Vorher wart ihr bei ihm zuhause?“, fragte Magnus.
Leksi nickte.
„Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich bin wirklich neugierig, was passiert it.“
„Letzte Nacht?“
„Nein, bei ihm zuhause. Ich dachte du dürftest Alicante nicht verlassen.“
„Du weißt wirklich viel.“, lachte Leksi. „Ich habe seine Mutter getroffen. Ich weiß zwar nicht, was ich ihr je getan habe, aber sie scheint mich zu hassen.“
„Elijah’s Mutter?! So so. Tanya scheint aber jeden zu hassen. Nehm’ das nicht persönlich.“, sagte Magnus mit einem traurigen Unterton.
„Wieso?“, wollte Leksi wissen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie Magnus vertrauten konnte. Wenn Elijah ihm vertraute - und das kam nicht oft vor - musste er vertrauenswürdig sein.
„Liebe ist eine große Schwäche der Menschen. Aber nicht nur der Menschen.“, begann Magnus.
„Liebe ist eine der stärksten Emotionen. Wenn du diese Liebe verlierst, hinterlässt sie dich voller Hass. Manche können damit nicht umgehen und wenden den Hass gegen jeden den sie kennen, oder noch nicht einmal kennen, sondern treffen.“, erklärte er.
„Ist das wegen Elijah’s Vater? Was ist da passiert? Elijah sagte du warst auch dort. Ich meine, als es passierte.“
„Es tut mir leid, aber das ist eine Sache zwischen dir und Elijah. Ich kann dir nicht mehr sagen, als er möchte. Das wäre nicht fair.“
„Ist okay. Ich hätte nicht fragen sollen.“, sagte Leksi.
„Elijah ist ein guter Junge. Du solltest wirklich wertschätzen, dass er dir vertraut.“, sagte Magnus. Leksi schaute ihn an. Sie hatte es noch nie auf diese Weise betrachtet.
„Du musst etwas Besonders an dir haben, Aleksa. Du scheinst ihm wirklich gut zu tun.“
„Was meinst du?“, fragte Leksi.
Magnus lächelte sie an. „Wir treffen uns hier einmal im Jahr und noch sie hat er irgendwen mitgebracht, geschweige denn ein Mädchen. Du musst besonders sein. Ich kann sehen, was er in dir sieht.“
„Kannst du das?“, fragte Leksi verwirrt. Sie hatte nicht erwartet, dass das Gespräch in diese Richtung weiter gehen würde und sie war sich nicht sicher, ob sie es mochte.
„Du bist stark. Du bist eine Kämpferin. Aber gleichzeitig bist du unglaublich verletzlich. Ihr beide seid euch sehr ähnlich. Ihr nährt euch an eurer Angst zu verlieren und das macht euch beide stärker.“
„Wieso glaubst du, weißt du so viel über mich?“, wollte Leksi wissen.
„Ich bin sehr alt, Aleksa. Und ich habe eine menge Schattenjäger und Schattenweltler getroffen.“
„So so.“, meinte Leksi und trank den Rest ihres kalten Kaffees aus, um ihren Magen zu füllen.
„Du siehst das Gute in ihm und bringst es an die Oberfläche.“
Die Haustür öffnete sich mit einem Klicken.
„Erinnere dich an meine Worte. Gebe ihn nicht auf.“, sagte Magnus und stand vom Stuhl auf. Leksi sah ihn fragend an, aber es war keine Zeit mehr weitere Fragen zu stellen. Elijah betrat die Küche. Sein braunes Haar war von feinen Schneeflocken überzogen und seine Wangen von der Kälte gerötet.
„Worüber habt ihr beide gesprochen?“, fragte er und grinste.
„Nichts besonders.“, antwortete Magnus und zwinkerte Leksi zu.
„Ich hasse es ja das jetzt zu sagen, aber wir müssen zurück.“, sagte Elijah.
„Jetzt schon?“, fragte Leksi.
„Die Anhörung. Sie ist morgen.“, sagte er steif.
Leksi rutschte das Herz in die Hose. Ihre Gedanken rasten durch ihren Kopf. Alles, wovor sie angst hatte, zeichnete sich vor ihren Augen ab. Sie sah den Rat und all die Blicke der Schattenjäger, die sie durchbohrten.
„Geht es dir gut?“, fragte er und kniete sich zu ihr. „Du siehst so blass aus.“
„Ich schaffe das schon. Es hat mich gerade nur getroffen.“, sagte sie und versuchte zu lächeln.
„Wirst du! Ich werde mit Mrs. Wayland reden, damit ich mit dir kommen kann, ja?!“
„Du glaubst, sie wird dich lassen?“, zweifelte Leksi.
„Ich kann dir nichts versprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher.“
Leksi nickte. Ihr war schlecht und sie hatte mehr Angst, als je zuvor.
„Es tut mir leid, Magnus, dass mein Aufenthalt nur so kurz war. Ich komme nach der Anhörung wieder.“
„Du bist hier immer willkommen, das weißt du. Und Aleksa natürlich auch. Ich habe genug Platz für euch beide. Wir sollten ihren Sieg über den Rat feiern.“, lächelte er.
„Keine voreiligen Schlüsse!“, sagte Leksi. Sie mochte Magnus’s positive Einstellung. „Danke, dass ich hier übernachten durfte. Das war wirklich nett.“
„Ich helfe den Freunden meines Lieblingsschattenjägers doch gern. Naja, mein Zweit-liebster zumindest.“, grinste er.
„Also sind du und Alec immer noch total verliebt?“, fragte Elijah.
Magnus antwortete nicht, aber das Grinsen auf seinem Gesicht, sprach Bände.

Leksi zog wieder das silberne Kleid an. Das Kleid war noch immer mit Vampirblut befleckt, aber ihr Mantel verdeckte den größten Teil davon. Das Haus der Blackthorn’s sah aus wie zuvor. Als sie es betraten, begrüßte sie die modrige Luft. Elijah’s Mutter schien nicht da zu sein. Es war schon dunkel geworden und kein einziges Licht im Haus war eingeschaltet.
Leksi ging die Treppe nach oben, dicht gefolgt von Elijah. Als sie oben ankamen, griff er nach ihrem Arm.
„Willst du jetzt gleich ins Bett gehen, oder…“
„Oder?“, fragte Leksi ihn und drehte sich um. Sie wusste nicht, wie sie es angestellte hatte, aber sie wurde nicht mehr sofort hypnotisiert. Sie fokussierte seine hellblauen Augen, die im schummrigen Licht glänzten.
„Ich wüsste da etwas sehr Entspannendes, was wir machen könnten. Aber du müsstest dich erst umziehen, da Blutflecken die Stimmung ruinieren würden.“, lächelte er.
„Entspannendes klingt sehr gut.“, lächelte Leksi zurück.
„Dachte ich mir. Zieh’ dir etwas Bequemes an und komm zu meinem Zimmer, ja?!“
Leksi nickte une beeilte sich in ihre Zimmer zu kommen und sich umzuziehen. Sie schlüpfte in eine schwarze Leggings und einen leichten Pullover, den sie gern trug, wenn sie den ganzen Tag nur im Bett blieb. Sie war etwas nervös, wusste aber nicht, ob es wegen der Anhörung war, oder wegen Elijah. Irgendetwas zwischen ihnen hatte sich verändert, als sie im Club waren. Irgendetwas war anders. Nicht nur, dass sie das Gefühl hatte ihn ihr Leben lang zu kennen. Es war außerdem ein Gefühl von Verantwortung - so, als müsste sie Elijah beschützen. Es war, wie Magnus gesagt hatte. Er war auch verletzlich. Nur nicht jeder konnte es sehen. Aber seitdem sie es gesehen hatte, seitdem sie wusste, warum er sich eine Mauer aus Hass, Verachtung und Desinteresse aufgebaut hatte, verstand sie sein Verhalten. Sie hätte sich wahrscheinlich genau so verhalten. Er verteidigte sich selbst, ertrank fast in Selbstzweifel und Hass. Der gleiche Hass, den er ihr während des Trainings genommen hatte, als er ihr zeigte in der Musik aufzugehen.
Leksi klopfte an Elijah’s Tür. Es war dunkel in seinem Zimmer. Nur das Mondlicht ließ seine Silhouette im Türrahmen sichtbar werden. Er öffnete eine Tür zur Linken. Dahinter lag eine Treppe, die nach oben führte.
„Sollen wir?“, lächelte er. Leksi nahm die erste Stufe in die Dunkelheit. Elijah holte seinen Elbenlichtstein hervor und schloss die Tür hinter ihnen.
„Wo führt die Treppe hin?“, flüsterte Leksi.
„Wirst du schon sehen.“
Der Dachboden erstreckte sich in beide Richtungen. Ein großes Fenster gab den Blick auf den schwarzen Himmel frei, der mit tausenden kleinen Sternen übersät war. Unter dem Fenster waren einige Decken ausgebreitet. Elijah und Leksi setzten sich.
„Das ist mein Lieblingsplatz im gesamten Haus.“, sagte er. „Es ist so friedlich, findest du nicht auch?!“
Leksi nickte und legte sich auf den Rücken, um in den Himmel zu sehen. Der Mond war groß und rund und erleuchtete alles in einem silbrigen Schein. Elijah legte sich neben sie. Sie konnte ihn atmen hören.
„Dankeschön.“, flüsterte sie.
„Wofür?“
„Für alles.“
Elijah drehte sich auf die Seite und stützte sich auf seinem Ellbogen ab. „Gerne.“, flüsterte er zurück. Leksi lächelte ihn an. Er sah so jung aus im Mondlicht. Seine blasse Haut leuchtete weiß, sein Haar legte Schatten über seine Augen und Wangen und ließ zwei hellblaue schimmernde Punkte im schwarzen und weißen Gemälde zurück.

Alle Augenpaare waren auf sie gerichtet. Leksi trug ihre Schuluniform. Sie wollte einen guten Eindruck machen. Sie versuchte auf den Boden zu schauen und die bohrenden Blicke zu vermeiden. Jeder, der heute hier war, wusste genau wer sie war. Aber sie konnte nicht erkennen, ob sie für oder gegen sie waren.
„Ich bin für dich da.“, flüsterte Elijah in ihr Ohr.
„Ich weiß.“, lächelte Leksi. Ihre Hand griff nach Elijah’s und fand sie. Elijah streichelte ihren Handrücken. Er trat näher an sie heran und verdeckte ihre Hände zwischen ihren Körpern.
„Schau, wer hier ist.“, sagte er. Als Leksi hochschaute, erblickte sie Blake in der Masse von Schattenjägern. Leksi wollte sofort zu ihm laufen, aber Elijah hielt sie zurück.
„Nicht.“
„Wieso nicht?“, wollte Leksi wissen.
„Alle beobachten dich. Zeige ihnen nicht deine Schwäche. Zeig ihnen nicht, dass du Angst hast.“, antwortete er.
Leksi nickte. Sie beobachtete Blake, wie er sich seinen Weg durch die Gruppe bahnte und sich suchend umsah. Endlich fing er Leksi’s Blick. Ein Lächeln breitete sich auf seinem gesamten Gesicht aus und er begann beinah auf sie zu zu rennen. Sein Blick fiel auf Elijah, was sein Lächeln bröckeln ließ aber er spielte es herunter und umarmte sie.
„Du bist gekommen.“, sagte sie und erwiderte seine Umarmung, warf ihre Arme um ihn. Elijah starrte Blake an. Er hatte seinen typischen unfreundlichen Gesichtsausdruck aufgelegt, der nicht wirklich zeigte, was er dachte. Es war eine Mischung aus Abneigung, Respekt und eine Art von Enttäuschung.
„Ich habe doch gesagt ich würde kommen.“
„Ich weiß, ich habe nur einfach nicht mehr damit gerechnet.“, sagte Leksi. Eine Art von Erleichterung breitete sich in ihrem Körper aus.
„Wie war dein Aufenthalt? War er nett zu dir?“, fragte er und ließ sie aus seiner Umarmung frei, während er in Elijah’s Richtung nickte.
„Ja, war er.“, lächelte sie und schaute Elijah an, der Blake fokussierte.
„Du bist nicht der einzige Nette hier, Blake.“, spuckte Elijah aus.
„Oh, kein Loverboy mehr? Was ist passiert?“, fragte Blake.
„Ich finde es einfach nicht mehr passend.“, sagte er mit seinem schiefen Lächeln.
Das Leuchten in Blake’s Augen starb. „Das seh ich.“, sagte er und sah zwischen Elijah und Leksi hin und her. „Sie haben die Türen geöffnet. Ich bin dann irgendwo drin.“, sagte er und drehte sich zum Gehen um.
„Aber Blake!“, rief Leksi ihm nach.
„Wird schon alles gut gehen.“, sagte er und verschwand.
„Was ist los mit ihm?“, fragte sie verwirrt. Elijah zuckte mit den Schultern, wirkte aber ziemlich zufrieden.
„Miss Monteverde! Sie lassen Sie gleich hinein.“, Mrs. Wayland tauchte vor ihnen auf. Ihr Haar war streng nach oben frisiert. Sie schaute sich hektisch zu allen Seiten um, als würde sie nach jemandem suchen.
„Ist alles in Ordnung, Mrs. Wayland?“, fragte Elijah sie.
„Ja, es ist nur, dass…“, begann sie einen Satz, brach aber in der Mitte abrupt ab.
„Was?“, fragte Leksi.
„Sie werden hier sein.“, hauchte sie.
„Wer? Wer wird hier sein?“, drängte Leksi.
„Annabeth’s Eltern.“, antwortete sie und schaute sich immer noch um.
Leksi’s Kiefer klappte auf. Sie erstarrte, hörte auf zu atmen.
„Wir müssen Sie jetzt reinbringen.“, sagte sie. Sie griff Leksi bei den Schultern und schob sie in Richtung des Einganges der Halle.
Alle Plätze waren von Schattenjägern besetzt. Es gab nicht eine freie Stelle. Leksi fragte sich, warum es so viele Leute zu kümmern schien. Sie war noch nie bei einer Anhörung gewesen. Allerdings war sie auch noch nicht 18 und durfte daher auch nicht. Elijah wich ihr nicht von der Seite. Der Rat war schon anwesend und saß auf seinen Stühlen, während sie aufgeregt miteinander sprachen. Ein großer Stuhl stand direkt vor ihnen und Leksi vermutete, dies war ihr Platz. Auf einem Tisch lag ein Schwert. Sie wusste, was das bedeutete. Es war das Engelsschwert. Sie würde gezwungen werden die Wahrheit zu sagen. Sie hatte noch nie mitbekommen, wie jemand unter Einfluss des Schwertes befragt wurde. Aber sie hatte gehört, es wäre schmerzvoll.
„Sie schaffen das schon. Das verspreche ich Ihnen.“, versuche Mrs. Wayland sie zu beruhigen. Leksi nickte nur.
„Elijah und ich werden nun unsere Plätze einnehmen.“, fuhr sie fort.
Elijah zog sie an sich heran. „Lex! Ich bin hier. Du kannst das. Du bist stark. Stärker als alle, die ich bis jetzt getroffen habe. Du hast nichts falsches getan. Du bist ehrlich und fürsorglich. Du bist nicht allein. Lass’ dich nicht von ihnen klein machen. Ich werde auf meinem Platz sein und dich unterstützen. Das gleiche gilt für Mrs. Wayland. Und sogar für Blake. Wir sind alle deinetwegen hier.“, sagte er leise in ihr Ohr.
Elijah hatte recht. Sie hatte nichts falsches getan und das würde sie dem Rat jetzt beweisen. Sie schaute Elijah ein letztes Mal in die Augen, unfähig irgendetwas zu sagen. Sie suchte in der Masse der Schattenjäger nach Blake. Als sie schon beinah aufgegeben hätte, entdeckte sie ihn und schenkte ihm ein Lächeln.
„Ruhe bitte!“, hallte eine weibliche Stimme durch die Garnison. 
„Da einige der Familie Penhallow in diesen Fall verwickelt sind, vertrete ich heute unsere geschätzte Konsulin Jia Penhallow.“, sagte die Frau. Ein Raunen ging durch die Schattenjäger.
„Aleksa Monteverde, erheben Sie sich.“, sagte sie. „Mein Name ist Gemma Gladston, ich bin für deinen Fall und die Anhörung verantwortlich.“
Leksi stand auf. Gemma hatte ein freundliches Gesicht. Sie wirkte nervös, was Leksi ein besseres Gefühl gab.
„Miss Monteverde, wir werden jetzt mit Ihrer Anhörung beginnen. Wenn Sie so gütig wären und das Schwert der Engel für uns halten würden?!“, sagte sie. Ein anderes Ratsmitglied ging hinüber zum Schwert. Leksi stellte sich davor. Sie atmete tief ein und nahm da Schwert. Ein kalter Schauer zog durch ihre Venen und bereitete ihr Kopfschmerzen.
„Entspricht es der Wahrheit, dass Sie der Parabatai von Annabeth Kingsmill waren?“, fragte Gemma.
„Ja.“, antwortete Leksi.
„Entspricht es der Wahrheit, dass Sie geschworen haben sie mit ihrem Leben zu schützen und einen Eid geleistet haben, an ihrer Seite zu kämpfen und zu sterben?“
„Ja.“
„Können Sie uns schildern, was in der Nacht passierte, in der Annabeth Kingsmill ums Leben kam? Lassen Sie kein Detail aus.“, forderte Gemma.
Tränen drückten gegen Leksi’s Augen, doch sie schluckte sie hinunter.
„Ich habe an diesem Tag mit Annabeth geredet. Es war Vollmond, unsere Übernachtungsnacht. Wir sind dann immer in den Garten gegangen und haben uns den Mond angeschaut. Annabeth liebte den Vollmond. Sie erzählte mir Geschichten, ihre Wünsche. Sie sprach immer davon unter dem Vollmond zu tanzen, über Liebe, wahre Liebe. Aber sie kam an diesem Nachmittag zu mir und sagte sie würde am Abend etwas anderes vorhaben. Sie wollte sich mit Hayden treffen.“, sagte sie. Ihre Hand zitterte. Das Schwert hatte eine solch immense Kraft, dass Leksi eine Pause einlegen musste
„Fahren Sie fort, wenn Sie bereit sind. Erzählen Sie uns von Hayden.“, sagte Gemma. Es herrschte komplette Stille im Saal.
„Sie hatte ihn im Sommer getroffen. Wir sollten uns im Jarry Park treffen. Sie war vor mir dort, weil ich noch in der Buchhandlung war, um ein Geburtstagsgeschenk für Cedrick zu kaufen. Sie sagte mir, sie hatte einen Jungen namens Hayden getroffen. Von dem Tag an trafen sie sich regelmäßig im Park. Meistens an den Wochenenden oder an freien Tagen. Sie hat ihn wirklich geliebt. Das habe ich gesehen. Sie hat die ganze Zeit gelächelt, wenn sie über ihn sprach. Sie war glücklich.“, Leksi musste lächeln, als sie diese Worte sagte. Sie erinnerte sich an die fröhliche Annabeth. Sie erinnerte sich daran, wie sie immer nervös war, bevor sie sich mit Hayden treffen sollte.
„Gut, Miss Monteverde.“, sagte ein Mann. Es war der Inquisitor, Robert Lightwood. „Jetzt kommen wir mal zurück zu Annabeth’s Tod.“
„Richtig.“, begann Leksi. „Annabeth und Hayden waren bereits vier Monate zusammen. Es war ihr Monatstag. Sie verließ das Institut nachts, als Helen und Aline schon schliefen. Ich sagte ihr, sie solle ein Messer mitnehmen, oder irgendeine andere Waffe, aber sie weigerte sich, da sie Angst hatte Hayden würde es mitbekommen und Fragen stellen.“
„Also wusste Hayden nicht, dass sie eine Schattenjägerin war?“, fragte Robert.
„Nein. Sie erzählte ihm sie würde Privatunterricht nehmen. Er wusste nie, wo sie wohnte. Sie sagte ihm ihre Eltern seien sehr streng und würden ihr nicht erlauben einen Jungen mit nachhause zu nehmen.“
„Was passierte dann?“, wollte Gemma wissen.
„Ich wachte mitten in der Nacht auf. Meine Rune brannte, dann blutete sie und verblasste. Ich schrie und weinte.“, sagte Leksi. Sie hatte ihre monotone Stimme aufgelegt. Sie wollte nicht in Tränen ausbrechen. Sie hatte immer noch das Gefühl die Rune schmerzte.
„Ich wusste etwas war mit ihr passiert. Aline, Helen, Cedrick und ich sind zum Jarry Park gerannt und da fanden wir sie.“
„Sie haben sie tot aufgefunden?“
„Ja. Sie waren beide tot. Aufgehängt an einer Laterne. Ihre Körper waren aufgeschlitzt. Wir wussten sofort, dass das ein Dämon gewesen sein musste.“
„Danke, Miss Monteverde. Weitere Fragen an die Angeklagte?“, fragte Gemma und schaute sich um. „Nein?! Miss Monteverde, Sie können fürs erste Platz nehmen.“
Leksi ging zurück zu ihrem Stuhl. Sie war sehr müde.
„Wir werden die erste Zeugin in diesem Fall befragen. Aline Penhallow, bitte komm und nehme das Schwert.“
Leksi beobachtete wie Aline sich ihren Weg durch die Halle bahnte. Sie sah anders aus. Leksi hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie das Institut verlassen hatte. Aline nahm das Schwert ohne Leksi auch nur ein einziges Mal anzusehen.
„Miss Penhallow, wussten Sie, dass eine ihrer Schutzbefohlenen einen Menschen zum Freund hatte?“
„Nein, das wusste ich nicht.“
„Wie war es möglich für sie, sich aus dem Institut zu schleichen?“
„Das Institut ist groß. Ich kann nicht überall sein.“
„Ist es korrekt, dass ausschließlich Annabeth Kingsmill das Institut verließ, während Aleksa Monteverde blieb?“, fragte Robert.
„Ja.“
„Und sie hat Ihnen nicht von Miss Kingsmill’s Abwesenheit erzählt?“
„Nein, das hat sie nicht.“
„Weitere Fragen?“, fragte Robert. „Miss Penhallow, Sie können sich wieder setzen. Unsere nächste Zeugnis ist Helen Blackthorn.“
Auch Helen sah Leksi nicht an. Es wurden im Grunde die gleichen Fragen gestellt. Leksi fühlte, wie Blake sie anstarrte.
Aber sie wollte nicht zu ihm hochschauen. Irgendwie fühlte sie sich aufgrund der Fragen elend. Es klang alles so, als wäre es ihre Schuld. Sie hörte Elijah’s Worte in ihrem Kopf, aber es war schwer noch daran zu glauben.
„Wir haben einen letzten Zeugen in diesem Fall.“, sagte Robert Lightwood. Leksi suchte nach Cedrick. Aber er war nicht hier.
„Doloris Kingsmill, bitte kommen Sie herunter.“
Leksi hörte auf zu atmen. Sie sah Annabeth’s Mutter auf das Schwert der Seelen zu gehen. Sie war die Erste, die Leksi ansah. Aber sie konnte ihren Ausdruck nicht deuten.
„Mrs. Kingsmill, entspricht es der Wahrheit, dass Aleksa Monteverde der Parabatai Ihrer Tochter war?“
„Ja.“
„Und ist es korrekt, dass sie einen Eid geleistet haben, zusammen zu kämpfen und zu sterben?“
„Ja.“, sagte Doloris. Ihre Stimme war ernst und die klang etwas wütend.
„Stimmen Sie also zu, dass es Miss Monteverde’s Verantwortung war, auf Ihre Tochter aufzupassen?“
„Nein.“, sagte sie und starrte Robert an, der ziemlich überrascht wirkte.
„Nein?!“, wollte er wissen. Gemma schnappte nach Luft und Leksi sah auf.
„Ich habe meine Tochter dazu erzogen, eine Schattenjägerin zu sein. Sie war stark, sie war starrköpfig. Sie hat getan, was sie wollte. Niemand konnte sie davon abhalten. Nicht nur, war es die eigene Entscheidung meiner Tochter diesen Jungen zu treffen, es war ebenfalls ihre eigene Entscheidung keine Waffe mitzunehmen. Meine Tochter hat niemanden gebraucht, der auf sie Acht gibt.“
„Aber wurde sie nicht… getötet, weil Miss Monteverde sie hat gehen lassen?“
„Vielleicht hätte sie überlebt, wenn Aleksa dabei gewesen wäre. Aber es wäre auch ein großes Risiko gewesen, dass sie beide gestorben wären. Sie beschuldigen ein junges Mädchen verantwortlich für den Tod ihres Parabatai zu sein. Es ist schwer genug für sie mit diesem Verlust umzugehen. Wenn ich Sie wäre, würde ich fragen, wo der Trupp war, der an diesem Abend im Park sein sollte. Ich weiß, dass er nicht dort war.“
„Mrs. Kingsmill, bitte zügeln Sie Ihre Zunge.“, ermahnte Robert sie.
„Mrs. Kingsmill, verstehe ich Sie richtig - Sie machen Miss Monteverde für keinen der genannten Anklagepunkte verantwortlich?“, wollte Gemma wissen.
„Ja, Sie haben mich richtig verstanden.“, sagte Doloris.
„Keine weiteren Fragen.“, sagte Gemma. Sie seufzte. Doloris ging zurück zu ihrem Platz und warf Leksi einen Blick voller Entschuldigung zu.
„Miss Monteverde, bitte kommen Sie ein letztes Mal zu uns.“
Leksi erhob sich und nahm das Schwert erneut in die Hände.
„Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“, fragte Gemma.
„Ich weiß, ich habe es vermasselt. Aber ich habe Annabeth vertraut. Ich habe ihre Wünsche respektiert, ich wollte, dass sie glücklich ist, dass sie Liebe erfährt. In unserem Leben, erfahren wir so etwas nicht oft. Wir erleben viele Verluste und Tode. Ich wusste, dass sie es hasste eine Schattenjägerin zu sein. Dass sie sich ein normales Leben gewünscht hatte. Darum habe ich sie gehen lassen. Weil ich mich sie gekümmert habe. Weil ich ihre Gefühle verstanden habe.“, sagte Leksi. Eine Träne rollte ihre Wange hinunter. Sie blickte zu Elijah, der sie vorsichtig beobachtete. Sie glaubte, dass er wusste, wovon sie sprach.
„Es tut mir unendlich leid, dass Annabeth gestorben ist. Aber sie war glücklich. Sie ist in Liebe gestorben. Sie war nicht allein und es war nicht im Kampf um das Leben eines anderen.“
„Ich verstehe.“, sagte Gemma. „Wir machen eine kurze Pause. Danach verkünden wir das Urteil.“
Viele der Schattenjäger erhoben sich. Einige gingen nach draußen, andere diskutieren. Leksi machte ihre Ohren zu. Sie wollte nichts davon hören. Der Rat verschwand, um das Urteil zu beschließen.
„Geht es dir gut?“, fragte Elijah sie. Leksi nickte. Sie wollte nicht sprechen. Mrs. Wayland klopfte ihre auf die Schulter. Die Minuten, in denen der Rat entschied, fühlten sich wie Jahre an.
„Sie kommen zurück.“, sagte er. Er und Mrs. Wayland nahmen wieder ihre Plätze ein.
„Ruhe!“, rief Gemma erneut. „Bitte erhebt euch. Der Rat kam zu der Entscheidung die Angeklagte frei zu sprechen. Es wird keine weiteren Konsequenzen für Miss Monteverde geben. Sie kann während der Winterferien weiterhin im Hause der Blackthorns bleiben und darf zum Internat zurückkehren. Allerdings darf sie nicht zurück in das Institut in Montreal. Zumindest nicht so lange, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind.“, verkündete Gemma.
Leksi’s Herz rutschte ihr in die Hose. Es fühlte sich an, als würde eine große Last von ihr fallen. Sie sprang auf und rannte zu Elijah, der bereits seine Arme ausgebreitet hatte, um sie zu umarmen. Sie schlang die Arme um ihn.
„Ich habe es dir doch gesagt.“, sagte er.
„Ich weiß! Ich habe es geschafft.“, sagte sie. Sie schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Sie atmete seinen vertrauten Duft ein. „Danke vielmals.“, sagte sie schluchzend.
„Wieso weinst du?“, fragte er besorgt.
„Ich weiß nicht. Es ist gerade einfach zu viel für mich. Ich meine, was jetzt? Es ist noch nicht vorbei.“
„Daran solltest du jetzt gar nicht denken. Damit werden wir auch noch fertig.“
„Du hilfst mir immer noch?“, fragte Leksi und sah Elijah an.
„Natürlich. Ich bin doch dein Schwiegerparabatai.“, witzelte er. Leksi lachte.
„Ich bin so froh, Miss Monteverde. Und ich würde mich freuen, wenn sie nach den Ferien zum Internat zurückkehren.“, unterbrach Mrs. Wayland die zwei. 
„Dankeschön. Ich werde dort sein.“, sagte Leksi.
„Und wenn Sie nicht bei den Blackthorns bleiben wollen - nichts für ungut - sind Sie jederzeit willkommen bei mir zu wohnen.“, bot Mrs. Wayland an.
„Vielen Dank, aber es ist schon gut so, wie es ist.“, sagte sie und lächelte Elijah an. Er hatte sein Lächeln verloren und hatte offensichtlich Angst vor Leksi’s Antwort gehabt. Er wusste, sie mochte das Haus nicht sonderlich und auch, wenn er wollte, dass die glücklich ist, zog er es vor, dass sie bei ihm war. Sie hatten noch eine Menge vor.
„Herzlichen Glückwunsch zu deinem Freispruch!“, sagte Blake. Er war hinter Leksi und Elijah aufgetaucht.
„Danke.“, sagte Leksi und umarmte ihn. Er wirkte etwas steif. „Ist alles okay?“, fragte sie ihn.
„Klar.“, sagte Blake. „Ich muss aber schon wieder los. Ich muss zurück zu meinen Eltern, wir haben momentan viel um die Ohren.“
„Oh, ok. Hab’ eine gute Reise. Ich sehe dich ja dann nach den Ferien.“, sagte sie. Blake nickte und verschwand.
„Ich denke, Sie kommen dann ohne mich zurecht.“, sagte Mrs. Wayland. „Haben Sie schöne Ferien, aber vergessen Sie nicht zu lernen. Die Schule wird nicht einfacher und die Abschlussprüfungen stehen für Sie vor der Tür, Mr. Blackthorn.“
„Keine Sorge, wir haben hier den ultimativen Streber.“, lachte Elijah.
„Alsooo?“, begann Leksi. „Feiern wir?“, fragte sie, als Mrs. Wayland gegangen war.
„Willst du denn?“, wollte Elijah wissen.
„Naja, du hast gesagt, du würdest zurück zu Magnus gehen und er wollte doch meinen Erfolg feiern. Das können wir ihm doch nicht abschlagen.“, grinste Leksi.


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